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Ambitioniert und traditionsbewusst

Die Bergkapelle von 1870 verkörpert Mechernichs glorreiche Bergwerksgeschichte ebenso wie ihre Schattenseiten – Großer Zusammenhalt in Knappen-Uniform und mit gehobenem musikalischem Repertoire

Dieses Erinnerungsfoto vom 150jährigen Bestehen 2020 ist ziemlich aktuell - durch die Corona-Pandemie hat sich die Zahl der aktiven Musiker/innen um fünf auf 25 reduziert. Foto: Bergkapelle/pp/Agentur ProfiPress

Historische Aufnahme, als die Bergkapelle noch Teil der Berg- und Hüttenleute war, die seinerzeit von Clemens Esser (vorne rechts) geführt wurden. Foto: Bergkapelle/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Blut ist dicker als Wasser und Blei schwerer als Blech und Holz jener Instrumente, auf denen sie spielen: In der Mechernicher Bergkapelle von 1870 herrscht schon eine ganz besondere Form der Zusammengehörigkeit und des Zusammenhalts. Bis heute. Erstens, weil das Orchester sowas wie musikalisches „Elitebewusstsein“ besitzt, zweitens, weil es zum Teil in den Familien schon Tradition ist, dass Angehörige in der Bergkapelle mitspielen.

„Famelijekrohm“ im positivsten Sinne. Früher waren die Mitspieler in den Musikvereinen auf den Dörfern stolz, wenn sie zusätzlich eine Berufung in die Bergkapelle erreichte. Das galt als Auszeichnung. Wenn schon der Vater oder Bruder dort akkreditiert war, umso besser.

„Wir sind ein besonders ambitionierter und traditionsbewusster Musikverein“, charakterisiert es Thomas Simons, der zweite Vorsitzende hinter Norbert Schnotale, den „Esprit“ der Bergkapelle. Er, Onkel Markus und drei Cousinen spielen in der Bergkapelle mit, auch Schnotales sind im Brüder-Zweierpack mit von der Partie. Daniel Marmagen, der beim Bergfest 2022 als Ersatz für den im Urlaub befindlichen musikalischen Leiter seit 35 Jahren, Uli Poth, den Taktstock schwang, ist auch mit Vater und Bruder im Orchester vertreten.

Das am 6. Januar 1870 von musikalisch ambitionierten Bergarbeitern gegründete Grubenorchester der Gewerkschaft Mechernicher Werke nannte sich zunächst „Knappen-Harmonie-Verein“. Mitglied werden konnten nur Beschäftigte des damaligen Mechernicher Bergwerks-Actien-Vereins und seiner Nachfolgebetriebe, das galt nicht nur für die Musiker, sondern auch für die Inaktiven.

„Für die im Felde stehenden Truppen“

Das erste Konzert gaben die kaisertreuen Knappen am 5. Februar 1871 „zum Besten der im Felde stehenden Truppen“ während des deutsch-französischen Krieges 1870/71. Auch beim Stiftungsfest des Mechernicher Kriegervereins am 23. Juli 1871 und beim „Schützenfest nebst Siegesfeier“ in Holzheim am 6. August 1871 spielte der Harmonie-Verein auf.

Am 22. Dezember 1872 veranstaltete der „KHV“ im „Steckerschen Saale zu Mechernich ein Konzert zum Besten der Armen“. Im Mai 1875 trägt die Blaskapelle zur Verschönerung des 25jährigen Jubiläums des Mechernicher Handwerksvereins bei. Im gleichen Jahr wurde ein möglicherweise erstes „Bergfest“ in Mechernich gefeiert, das bis heute Bestand hat und am Sonntag, 3. Juli 2022, von der Bergkapelle veranstaltet und von Pfarrer Erik Pühringer mit einem Feldgottesdienst zwischen Eingang Grube Günnersdorf und Glück-auf-Halle eröffnet wurde.

Ein Geheimnis des „Wir-Gefühls“ in der Bergkapelle ist auch die schmucke Knappen-Uniform, mit der die Kapelle in kaum veränderter Form seit ihren Anfängen auftritt. Mehr noch als Barbarabruderschaft, Berg- und Hüttenleute und das Bergbaumuseum und sein Förderverein verkörpern die heute noch rund 25 aktiven Musiker/innen die ganze großartige Bergbautradition am Bleiberg mit all ihren Licht- und Schattenseiten.

Ihr Proben-, Ausstellungs- und Feierlokal ist die Glück-auf-Halle direkt neben dem Untertagebereich des Bergbaumuseums. „Jeden Freitag ist Probe“, berichtet Thomas Simons: „Dann können wir nach der Musik noch zusammenbleiben und was erzählen, was auch zum Zusammengehörigkeitsgefühl beiträgt. Das gibt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Konzentration und Geselligkeit…“

In der Pandemie sind einige abgesprungen

Immer wieder im Verlauf von 152 Jahren wurde und wird die Bergkapelle Mechernich von 1870, wie sie heute heißt, zu hohen und höchsten Anlässen gerufen. Zur Beerdigung von Karl Kreuser in Bonn, zum Amtsjubiläum des Schleidener Landrats Freiherr von Harff, später zu dessen Beerdigung und 1895 anlässlich des 25jährigen Dienstjubiläums von Bürgermeister August Sürth und 1976 zur Stadtwerdung von Mechernich.

„Corona hat schon ein paar personelle Lücken in unsere Reihen gerissen“, berichtete der stellvertretende Vorsitzende Thomas Simons für dieses Jubiläumsheft: „Aber die Bergkapelle hat sich konsolidiert – und vielleicht kommen ja auch Musiker/innen zurück, die sich wegen der Pandemie entfernt haben.“ Beim Stadtfest am 14. August ist das Mechernicher Traditionsorchester jedenfalls auch wieder mit von der Partie und konzertiert im Bühnenprogramm.

pp/Agentur ProfiPress

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