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„Würde geht über den Tod hinaus“

Oberstleutnant a. D. Matthias Teipel referierte zu Arbeit des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ im Mechernicher Rathaus – Bergung von Opfern, Orte der Trauer, persönliche Geschichten, Bildungsarbeit und mehr – Sammlung von 15. Oktober bis 30. November

Mechernich – „Wer an Europa zweifelt, sollte Soldatenfriedhöfe besuchen…“ lautet ein Zitat von Jean-Claude Jucker, dem ehemaligen Präsidenten der europäischen Kommission. Aufgegriffen hat dies nun Oberstleutnant a. D. Matthias Teipel, der mit einem Vortrag im Ratssaal des Mechernicher Rathauses über die anstehende Haus- und Straßensammlung des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ informierte.

Statt findet sie wieder von 15. Oktober bis 30. November. Am Freitag, 18. Oktober, findet der Auftakt zur Sammelaktion in Mechernich statt. Dazu folgt noch eine gesonderte Ankündigung. In der Stadt am Bleiberg kam man im vergangenen Jahr auf rund 7.780 Euro bei der Haus- und Straßensammlung sowie rund 1.700 Euro auf Friedhöfen, was schon ein gutes Ergebnis ist. Das will man diesmal dennoch überbieten.

2,8 Millionen Opfer, 46 Länder

Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ setzt sich dafür ein, dass die Gräuel der vergangenen Kriege und ihre zahllosen Opfer nicht in Vergessenheit geraten: Soldaten, Bombenopfer, KZ-Opfer, Widerstandskämpfer, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Verfolgte, Flüchtlinge und Vertriebene – „vom Nordkap bis Südafrika und von Mittelamerika bis Australien“. Ihre Überreste können so in Frieden ruhen und ihren Angehörigen bleibt wenigstens einen Ort zum Trauern. An manchen Stätten stehen Kreuze so weit das Auge reicht, mit teils über 33.000 Toten.

Zum einen kümmert man sich um die Instandhaltung der Gräber. Darüber hinaus lege man viel Wert auf Jugend- und Bildungsarbeit, klärt über Kriegsverbrechen und Zwangsarbeit auf und bietet Jugendcamps für die internationale Verständigung an, die jährlich bis zu 20.000 Teilnehmer haben. Insgesamt betreut der Verein 832 Kriegsgräberstätten in 46 Ländern. Hier liegen insgesamt um die 2,8 Millionen Soldaten und zivile Opfer.

„Ort der Trauer“

Standortfeldwebel Rainer Paulsen begrüßte Mathias Teipel zunächst in der Kasernenstadt Mechernich. Mit ihm wohnten dem Vortrag sechs Soldatinnen und Soldaten bei. Auch Standesbeamtin Britta Walter, die die jährlichen Sammlungen im Stadtgebiet koordiniert und der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick waren mit von der Partie.

Teipel hat in den beiden zwei Weltkriegen sieben Angehörige verloren. Die Überreste mancher wurden bis heute nicht gefunden: „Die Würde des Menschen geht über seinen Tod hinaus“, zitierte er General Schneiderhahn: „Denn auch Angehörige bräuchten einen Ort der Trauer.“ Für ihn eine wichtige Motivation, sich für die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge zu engagieren. Diese sucht auch aktiv nach menschlichen Überresten.

Zur Veranschaulichung hatte er Fundstücke im Gepäck: einen kaputten deutschen Soldatenhelm, ein Feldtelefon, den Lauf eines Gewehres, einen Stiefelabsatz und mehr. Ohne die Arbeit des Vereins wären auch diese Dinge vermutlich nie gefunden worden. Auf 567 Hauptamtliche kommen dabei rund 9.000 Ehrenamtler.

Bürgermeister Dr. Schick machte deutlich, dass er sich mehr Besuche des Vereins und der Bundeswehr auch in Schulen wünsche, um die Jugend über die Vergangenheit aufzuklären. Dies sei auch für den Verein „sehr wichtig“, ob dies möglich sei komme allerdings auf die einzelnen Schulen an.

„Erinnerungskultur wichtig“

Vermehrt rücke man auch Einzelschicksale in den Vordergrund, die ans Herz gehen und dem Ganzen eine viel persönlichere Note verpassen. So werden Orte der Trauer Stück für Stück zu Orten der Bildung. Doch der Bedarf ist nach wie vor da. So erhalte man im Schnitt rund 30.000 Suchanfragen von Angehörigen im Jahr. Um diese beantworten zu können, arbeitet man auch mit dem Bundesarchiv zusammen. Sonst sind der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes, das THW, die Bundeswehr oder Feuerwehren ebenfalls verlässliche Helfer.

Gründet hatte sich der Verein bereits 1919 nach dem ersten Weltkrieg. Das NS-Regime übernahm ab 1933 und machte aus dem „Volkstrauertag“ schnell den „Helden-Gedenktag“ – zu Propagandazwecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dies dann wieder zu Ende. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 durfte man dann auch im Osten Europas nach Überresten suchen. Allerdings habe der russische Angriffskrieg dies im Osten Europas in den vergangenen Jahren wieder deutlich erschwert.

Matthias Teipel: „Wir alle sind uns der besorgniserregenden politischen Entwicklungen bewusst. Gerade darum ist es so wichtig, die Erinnerungskultur zu erhalten und die Augen nicht vor der Vergangenheit zu verschließen!“

pp/Agentur ProfiPress

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