Ein Leben für die Literatur
Kreis Euskirchen/Prüm – Prüm und die Südeifel trauern um eine ihrer markantesten Kulturpersönlichkeiten: Dr. Josef Zierden, Gründer und langjähriger Leiter des Eifel-Literatur-Festivals (ELF), ist Anfang Oktober nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren im Trierer Brüderkrankenhaus gestorben. Exequien und Beisetzung fanden am 22. Oktober in der St.-Salvator-Basilika in Prüm statt.
Der gebürtige Prümer hatte das Eifeler Literatur-Festival 1994 aus der Taufe gehoben und es in drei Jahrzehnten mit der Einladung großer Namen wie Herta Müller, Martin Walser, Siegfried Lenz und Günter Grass zu einem der renommiertesten Literaturereignisse der Republik entwickelt. Nobelpreisträger, Bestsellerautoren und Kultfiguren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur gaben sich südlich des Kreises Euskirchen die Klinke in die Hand.
Nordeifel ausgeklammert
Mehr als 100 000 Besucherinnen und Besucher kamen in den vergangenen Jahrzehnten zu den „Sternstunden für Leser“. Auch wenn das Eifel-Literatur-Festival die Region kulturell auf die Landkarte setzte – in der Nordeifel blieb es bei vereinzelten Auftritten. Nur ein einziges Mal gastierte das „ELF“ im Kreis Euskirchen, weshalb dort eine neue Idee Wurzeln schlug: Aus dem Wunsch heraus, auch die nördliche Eifel dauerhaft literarisch zu beleben, entstand 2013 die Lit.Eifel, ein eigenständiges Festival, das an ausgesuchten Leseorten auch Newcomer und Avantgardisten des geschriebenen Wortes, aber ebenfalls auch große Namen präsentiert.
So wurde Zierdens Lebenswerk zugleich Impuls und Gegenpol – ein Beweis, wie stark sein Engagement das literarische Selbstbewusstsein der Eifelregion geprägt hat. Während Zierden von Prüm aus internationale Autorinnen und Autoren in die Südeifel lockte, öffnete die Lit.Eifel im Norden neue Räume für Sprache, Austausch und Begegnung.
Zierdens selbst formulierter Ehrgeiz, „möglichst viele Menschen fürs Lesen zu begeistern“, war eine Art Lebensmotto. Mit kleinem Budget, wie immer wieder betont wurde, aber politischem Rückenwind aus dem Mainzer Kulturministerium holte er Spitzenschriftsteller in die Eifel und mobilisierte zu deren Finanzierung Sponsoren. Dabei wurde er auch stets von Freunden und seiner Familie unterstützt.
Lexiken und Reiseführer
Aus seinen journalistischen Arbeiten, etwa für den WochenSpiegel Prüm, erwuchs später das Lexikon „Die Eifel in der Literatur“ – der geistige Ursprung des Festivals. „Zierden verband wissenschaftliche Präzision mit journalistischer Leidenschaft und machte Literatur greifbar, nahbar, menschlich“, heißt es in einem Nachruf.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Dr. Zierden die Verantwortung für das Festival an seinen Sohn Dr. Johannes Zierden übergeben, der die Tradition fortführen will. „Das Eifel-Literatur-Festival 2026 wird wie geplant stattfinden – mein Vater hat das so gewollt“, erklärte dieser in einer ersten Stellungnahme dem „WochenSpiegel“. Die Programmvorstellung solle eine Hommage an den Mann werden, der wie kaum ein anderer dafür stand, dass Literatur kein Großstadtprivileg ist.
„Er hat der Eifel eine Stimme gegeben – und gezeigt, dass Kultur auch auf dem Land leuchten kann“, sagte eine Weggefährtin aus dem Organisationsteam. Dr. Josef Zierden wird der Eifel fehlen – doch sein Vermächtnis lebt fort in den Menschen, die er fürs Lesen begeisterte.
Zierden war Mitbegründer des Geschichtsvereins Prümer Land 1982 und Gründungs-Herausgeber der Vereinszeitschrift „Der Prümer Landbote“ (bis 1992). Zierden gehörte Literaturjurys des Landes Rheinland-Pfalz (Martha-Saalfeld-Förderpreis, Georg-K.-Glaser-Preis) an und war ab 2007 Mitherausgeber einer Literaturreihe für junge rheinland-pfälzische Autoren.
Mitarbeiter und Herausgeber
Der jetzt Verstorbene Zierden war Mitarbeiter des Kritischen Lexikons zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, von Kindlers Literatur-Lexikon und der Literaturzeitschrift Text und Kritik. Er war Mitherausgeber der rheinland-pfälzischen Jahrbücher für Literatur Bd. 3 und 4. Verfasser zahlreicher regionalliterarischer Aufsätze u. a. im Jahrbuch des Eifelvereins.
Seine Promotionsschrift „Das Zeitproblem im Erzählwerk Clemens Brentanos“ erschien 1985 in den Trierer Studien zur Literatur. Bd. 11, „Die Eifel in der Literatur“ 1994 in Gerolstein, das „Literaturlexikon Rheinland-Pfalz“ 1998 in Frankfurt am Main. Er gab 2001 einen Literarischen Reiseführer Rheinland-Pfalz heraus, 2002 den „Eifel-Krimi-Reiseführer - Auf den Spuren von Jacques Berndorf & Co“ und 2005 „Krimi-Tour Rheinland-Pfalz - Ein kriminalistischer Reiseführer“. 2011 erhielt er den Wolf-von-Reis-Kulturpreis des Eifelvereins in Hellenthal und 2013 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz.






