Ein Dorf in Gemeinschaft
Von Henri Grüger
Mechernich-Voißel – Wenn man nach Gemeinschaft und Zusammenhalt sucht, kommt man im Stadtgebiet um den 230-Einwohner-Ort Voißel nicht herum. Der Verein „Ortsgemeinschaft Voißel“ kümmert sich dabei um Veranstaltungen, Orte und Möglichkeiten der Zusammenkunft und dafür, dass niemand auf der Strecke bleibt - wie in einer großen Familie.
Der erste Vorsitzende ist Stefan Studinski, zur Hilfe steht ihm dabei Sabine Heiders, die schon lange, unter anderem mit den „Montagsweibern“, für frohe, gemeinsame Stunden in Voißel sorgt. Der Verein zählt derzeit rund 80 Mitglieder und 180 Wahlberechtigte (ab 16 Jahren). Journalist Henri Grüger besuchte den Ort zum traditionellen „Antoniusfest“.
„Alle helfen sich gegenseitig“
Man sei in erster Linie sehr glücklich darüber, dass sich viele junge Menschen im Ort sich nach wie vor vom Gemeinschaftsleben angesprochen fühlen, selbst wenn die Eltern vielleicht nicht daran teilhaben möchten.
„Da ist dann unsere Aufgabe, die jungen Menschen zu fördern, aufzunehmen und zu gucken, dass keiner auf der Strecke bleibt, der mitmachen will“, betonte Sabine Heiders und ergänzte: „Die Jugend, aber auch ältere Mitglieder unserer Dorfgemeinschaft, unternehmen nach der Pandemie wieder mehr gemeinsam. Das merkt man schon und das ist einfach toll. Meiner Meinung nach macht das Voißel ganz einfach aus. Alle Altersklassen sind hier vertreten, alte Traditionen wie das »Hahneköppen« werden auch von den jungen Generationen weitergeführt und alle helfen sich gegenseitig.“
Die entsprechende Kirmes, das sogenannte „Antoniusfest“, ist sehr beliebt bei fast allen Dorfbewohnern. So kamen viele junge Leute eigens zum Fest von ihren Studienorten, beispielsweise in Hannover in ihren Heimatort zurück, um gemeinsam zu feiern. Wenn der König nach dem „Hahneköppen“ gefunden ist, startet der traditionelle Umzug durch den Ort. Dabei war auch im vergangenen Jahr beste Stimmung, Freude und hohes Engagement bei allen Beteiligten und ein Gefühl, dass spürbar lange vermisst worden war.
Einmal im Monat kümmert sich auch die „Rentner AG“ (RAG) darum, den Ort schön und gepflegt zu halten. Sie säubern Straßen, Bänke und schauen nach dem Rechten. Im Anschluss kann dann ganz in Ruhe bei Kaffee und Kuchen beisammengesessen werden und eine schöne Zeit verbracht werden.
Von Biergarten bis Spieleabend
Heiders: „Wir beherbergen in Voißel im Moment auch vier geflüchtete Ukrainerinnen, drei leben im Moment im Nachbarort Bescheid, aber sie sind hier natürlich immer herzlich willkommen, genauso wie alle anderen, die eine schöne Zeit verbringen wollen. Man merkt auch, dass ihnen das gut tut und sie sich selbst gerne hier einbringen.“
Studinski, schloss sich Heiders an: „Erster Vorsitzender zu sein ist für mich als eigentlich zugezogener Berliner eine große Ehre und gleichzeitig eine Herzensangelegenheit. Ich versuche natürlich, auch so einen anderen Blickwinkel miteinzubringen und meine Erfahrungen bestmöglich weiterzugeben, damit alle hier in der Dorfgemeinschaft gut klarkommen und sich angenommen fühlen, so wie ich es auch konnte.“
Das ganze Jahr über organisiert der Verein Veranstaltungen im Ort, beispielsweise die bereits erwähnte legendäre Kirmes, Früh- oder Spätschoppen, einen Biergarten freitagsabends alle 14 Tage, gemeinsame Spieleabende im Winter und mehr.
Froh sei man auch über ein Neubaugebiet. So könne die Jugend bleiben, wenn sie mag, vorher ging das nur sehr schwer, da es einfach kein Bauland gab.
„Montagsweiber“, Tippen und Dank
Ein bereits erwähntes Voißeler Original sind die „Montagsweiber“, bei denen auch Sabine Heiders Mitglied ist: „Besonders schön ist unsere eigene Fahne, die regelmäßig bei Umzügen durch den Ort zum Einsatz kommt.“ Die „Montagsweiber“ boten in der Vergangenheit oft Programm, beispielsweise für Mütter mit Kindern oder ältere Menschen an Weiberdonnerstag, und sorgten dabei für viel Spaß. Ihren Ursprung haben sie dabei am Kirmesmontag. „Bei so viel Frauenpower hatten die Männer früher schon keine große Chance“, so Heiders mit einem Schmunzeln.
Sie veranstalteten in der Vergangenheit auch bereits viele Ausflüge, Planwagentouren oder sogar Theateraufführungen. Weiberfastnacht organisieren sie zurzeit nur noch unter sich.
Bei den Männern ist die Voißeler Tippgemeinschaft besonders beliebt, in der auch Stefan Studinski Mitglied ist: „Wir treffen uns, tippen gemeinsam auf Fußball-Ergebnisse und machen dann von den Erlösen meist Ausflüge, grillen zusammen oder machen etwas ähnliches. Hauptsache, jeder hat etwas davon und das ist das Schöne.“
Heiders und Studinski bedankten sich schlussendlich noch bei Willi Kremer, der lange Ortsvorsteher in Voißel gewesen war und den Ortskern federführend neugestaltet hat und bei seiner Frau Bärbel Kremer, einer guten Seele die sich ebenfalls oft und selbstlos für den Ort eingesetzt hat. „Auch Ortsvorsteher Christoph Pützer und seine Frau Heike haben in den letzten Jahren sehr viel für unser Dorf getan, dafür gilt ihnen auch unser größter Dank“, betonten sie schlussendlich.
pp/Agentur ProfiPress