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„Boaver, bonger, schroh un schüüf“

Schorsch Gerhards und Herbert Stoff arbeiten einen Katalog von Begriffen in Dreiborner Platt aus und geben ihr Wissen auch an der örtlichen Grundschule weiter

Unlängst besuchten Herbert Stoff (r.) und Georg Gerhards den „WochenSpiegel“-Kolumnisten Manni Lang in seiner Mechernicher Wohnung, um sich mit ihm über die Schreibweise in Eifeler Platt auszutauschen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Schleiden-Dreiborn - „Boaver“ ist über, „bonger“ unter. Es ist in Dreiborner Platt ein Unterschied, ob man „an Thek john“ (zum Tresen gehen) oder „arr Thek stohn“, also bereits am Tresen stehen. „Luerz eröm“ ist links rum, „schän“ gegen und „Schonk“ Schinken. Jemand, der „schroh“ ist, sieht nicht besonders hübsch aus, „schüüf“ lässt auf einen unmäßigen Charakter schließen.

Während sich andernorts „Uhre“ am Kopf und „en Uhr“ am Handgelenk befinden, macht der Dreiborner feine Sprachunterschiede zwischen der Gehörmuschel („Uuhr“) und dem Zeitmesser („Uuch“). Wenn anderswo in den Schleidener Highlands „dr Wönk“ weht, weht in „Drommert“ der „Wonk“. Der Kaminkehrer heißt dort „Scharitzfäjer“, der Junggeselle „Schaardeng“. „Schnibbelsbonne“ sind „Fitschbuuhne“, die „Feersch“ (Ferse) en „Hääste“.

Über solche und noch viel mehr andere Sprachbesonderheiten der „Uusen“, wie die Dreiborner, abgeleitet vom lateinischen „at usum“ („alles gehört uns“), auch genannt werden, haben sich zwei Dorfgenossen ganz besonders viele Gedanken gemacht: Herbert Stoff und Georg Gerhards. Der selbständige Bauingenieur und der frühere Mitarbeiter der Stadtverwaltung Schleiden haben einen ganzen Katalog von Mundartwörtern in Dreiborner Sprechweise zusammengestellt. Herbert Stoff unterrichtet Platt sogar an der örtlichen Grundschule.

Initialzündung von Werner Rosen

Angeregt durch Amtsdirektor Werner Rosens „Drommerter Dankprossesjun“ beschäftigte sich der 1950 geborene „Schorsch“ Gerhards gemeinsam mit Alfred Wolter mit der richtigen Aussprache. Denn der in Schleiden geborene seinerzeitige Amtsdirektor von Hellenthal hatte in seiner Prozessionsordnung den Dreiborner Slang nicht ganz getroffen. „Also hann Alfred Wolter unn ich de Texx nöi ob Drommerter Platt objesatt“, so Gerhards zum „WochenSpiegel“.

Herbert Stoff ist Jahrgang 1953 und in Dreiborn nicht nur geboren und aufgewachsen, er hat auch zeitlebens „drheem bloss platt jekallt, onn haan irentwann mott Frouw Jossen (Gossen) enns jeplääänt, datt ooch jood währ, wann uss Änkel err Schuel jett `Plaat lierten.“ So habe er sich vor einigen Jahren – angeregt durch die „WochenSpiegel“-Kolumne „Manni kallt Platt… zesanme mot dr VR-Bank Nordeifel“ mit Schorsch Gerhards zusammengetan und die Ausarbeitung des Dreiborner Platts in Angriff genommen.

Unlängst besuchten sie den Verfasser Manni Lang in Mechernich, um sich mit ihm über die Schreibweise in Eifeler Platt auszutauschen. Wie seine von Redakteur Michael Nielen vor Jahren eingeführte Kolumne zeigt, gibt es für Platt keine verbindliche Rechtschreibung. Phonetische Schreibweisen wie die „Rheinische Documenta“ haben sich als zu kompliziert erwiesen und haben sich nicht durchgesetzt.

Also bleiben Herbert Stoff und Georg Gerhards dabei, ihre Drommerter Plattsammlung mit den Buchstaben des hochdeutschen Alphabets möglichst originalgetreu und aussprachegenau nachzubilden. 

pp/Agentur ProfiPress 

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