Appell auch für mehr Eigenvorsorge
Mechernich – Dienstagnachmittag schüttete es über dem Stadtgebiet wie aus Eimern. Gewitter zogen übers Land, mehr als hundert Blitze wurden gezählt. Im Kernort regnete es 34 Liter auf den Quadratmeter, in Satzvey sogar 45, so Stadtbrandmeister Jens Schreiber heute Morgen in einer Sitzung des städtischen Krisenstabes unter der Leitung des Ersten Beigeordneten Thomas Hambach im Rathaus.
Zwölf Mal musste die Feuerwehr zu Einsätzen ausrücken, keiner der Bäche und Vorfluter im Stadtgebiet war über die Ufer getreten. Bei den Wasserschäden handelte es sich ausnahmslos um Garagen und Keller, die im Zuge der dringend erforderlichen Eigenvorsorge der Besitzer unzureichend geschützt waren.
Erster Beigeordneter Hambach appellierte an alle Bürger im Stadtgebiet, ausreichend dichte Fenster und Türen sowie erhöhte Bordsteine oder Schiebebretter und Tafeln an so hochwasser-exponierten Gebäudeteilen vorzusehen. Es sei sicher in überschwemmungs-affinen Stadtteilen auch sinnvoll, eine gewisse Anzahl gefüllter Sandsäcke vorzuhalten, um im Notfall den Fluss der Dinge aufzuhalten oder umzuleiten. Die Maßnahmen sind vielfältig und können in jedem Einzelfall anders aussehen.
Rückstauklappen vorgeschrieben
„Wir werden ebenfalls nicht müde, vor den Folgen von Kanalrückstauen zu warnen und den Einbau von Rückstauklappen zu empfehlen“, so Hambach: „Das ist eigentlich in den entsprechenden Baugenehmigungsverfahren bereits als Verpflichtung der Bauherren zwingend vorgeschrieben.“
Leider ignorierten trotz mehrerer negativer Ereignisse in den vergangenen Jahren noch immer viele Bürger hier Vorsorge zu treffen und ihre Verpflichtungen und Möglichkeiten zur Eigenvorsorge nachzugehen. Auch nach dem Starkregen von Dienstag seien sofort wieder Rufe nach öffentlicher Hilfe und Kritik lautgeworden, obwohl kein Bach über die Ufer trat und Schaden anrichtete.
Das sah übrigens nicht im ganzen Kreisgebiet so glimpflich aus wie in der Stadt Mechernich: In Kuchenheim spaltete der Blitz einen 25 Meter hohen Baum, eine Familie musste ihr Haus verlassen. In Kreuzweingarten lief der Keller des Restaurants „Zum alten Brauhaus“ voll, das Restaurant war bereits von der Flut 2021 betroffen und die neuen Besitzer hatten das Restaurant gerade erst aufwendig saniert.
21 Uhr war der Scheitelpunkt
In Kommern, Firmenich und Satzvey waren einzelne Keller und Garagen betroffen und zeitweise Straßen überflutet. Laut Feuerwehr lag dies an vollen Kanälen und verstopften Straßenabläufen. Der Pegel des Veybachs an Burg Veynau hatte zwischenzeitlich die erste Warnstufe überschritten. Der Pegel erreichte gegen kurz vor 21 Uhr seinen Scheitelpunkt und nahm dann wieder stetig ab.
Insgesamt blieb die Lage im Kreis Euskirchen trotz des Unwetters relativ ruhig, heißt es von den Leitstellen am Mittwochmorgen. „Obwohl der Mühlensee noch nicht zum Rückhaltegebiet ausgebaut worden ist, hat er die Wassermassen gehalten und reguliert abfließen lassen“, so Erster Beigeordneter Thomas Hambach.
Er betonte weiter, dass man das Thema Starkregen und Hochwasser weder kurz- noch langfristig umfassend in den Griff bekommen werde: „Trotz laufender Planungen, erster Maßnahmen und Überlegungen an vielen Stellen mit Rückhaltungen und Brückenerneuerungen. Die Ereignisse häufen sich spürbar und nur das Zusammenspiel von Eigenvorsorge und größeren Maßnahmen schafft den größtmöglichen Schutz.“
Im benachbarten Rhein-Erft-Kreis rückte die Feuerwehr über 200 Mal aus, vor allem in Wesseling. Dort waren Unterführungen und Keller vollgelaufen. Im Rhein-Sieg-Kreis bremste ein umgestürzter Baum Gleisanlagen der Bahn aus. Auf der A 1 zwischen Blankenheim und Nettersheim geriet ein Autofahrer aufgrund des Wetters ins Schleudern und drehte sich. Anschließend prallte das Fahrzeug gegen eine Betonwand. Glücklicherweise blieb der Fahrer unverletzt.
Ein weiterer schwerer Unfall ereignete sich auf der A1 zwischen Köln-Longerich und Köln-Bocklemünd. Ein 25-jähriger Fahrer fuhr von der linken Spur nach rechts über alle fünf Spuren und überschlug sich im Grünstreifen. Der Fahrer musste aus dem Fahrzeug befreit werden und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei untersucht derzeit, ob auch dieser Unfall durch das Wetter verursacht wurde.